Dem Haus Liechtenstein ist der zweite Teil der Dokumentationsreihe „Habsburgs Adel“ gewidmet. Unsere Mitwirkung war hier deutlich stärker als bei der ersten Folge über die Esterházy. Günter Fuhrmann von cantat überzeugte das Produktionsteam den Schwerpunkt beim Haus Liechtenstein auf die wirtschaftlichen Aktivitäten der Familie zu legen. Seit Jahrhunderten prägt eine Tradition der Innovation das geschäftliche Handeln des Fürstenhauses.
Das Drehbuch entstand in Teamarbeit mit Alex Frohner und Jonathan Vaughan. Von Anfang an war die Stiftung Fürst Liechtenstein bei den Planungen eingebunden. Und da die Folge einen wirtschaftlichen Schwerpunkt haben sollte, war es logisch bei der Gutsverwaltung Wilfersdorf im Weinviertel zu beginnen. Deren Direktor Hans-Jörg Damm griff die Idee sehr positiv auf und unterstütze uns nicht nur mit wertvollen Inputs zu den vielfältigen Aktivitäten der Familie Liechtenstein. Er vermittelte den Kontakt zu SD Prinz Constantin, dieser wiederum überzeugte seinen Vater, SD Hans Adam II. von und zu Liechtenstein für ein Interview zur Verfügung zu stehen.
Am 15. November 2018 war es soweit – frühmorgens gings per Flieger von Wien nach Zürich, dort wartete bereits das Produktionsteam von Vaughan Video auf ihn. Zwei Stunden später war man in Vaduz, der Hauptstadt des Fürstentums. Hoch über der Stadt liegt die mittelalterliche Burg, seit 1938 die Hauptresidenz der Liechtenstein. Die Burg ist zwar nicht besonders groß, aber auf das geschmackvollste saniert und eingerichtet. Das Interview mit dem Fürsten fand in einem Salon neben seinem Arbeitszeit statt, der Raum geprägt von einem Kachelofen, Holzvertäfelungen und einer mehr als bequemen Couchgarnitur, alles in allem eine sehr entspannte Atmosphäre.
Und dann kam der Fürst – Oberhaupt eines der ältesten Adelshäuser, Herrscher eines unabhängigen Landes und – wie es heißt – der reichste Monarch Europas. Doch jegliche Nervosität, die man angesichts einer Persönlichkeit natürlich hat, fiel mit der Begrüßung sofort ab. Der fast 74-jährige Fürst mit seiner drahtig-sportlichen Erscheinung betrat breit lächelnd den Raum und begrüßte alle mit festem Handschlag. Günter Fuhrmann, der das Interview führte, begann dieses mit den Worten „Durchlaucht, Sie sind ja auch mein Fürste, denn ich komme aus dem Weinviertel“ – „Woher denn?“ – „Aus Steinebrunn Durchlaucht, dort gibt es den Tennauwald der seit dem Mittelalter dem Haus gehört“ – „Na dann werden wir uns ja gut verstehen“
Das Eis war somit gebrochen und Fürst Hans Adam II. erzählte auf spannende wie unterhaltsamste Weise über seine Reformen, die das in der Nachrkiegszeit verschuldete Haus Liechtenstein wieder sanierten, seine Gedanken zu Politik und Gesellschaft (mit einer beeindruckenden Offenheit) und über seine Vorbilder aus der mehrere Jahrhunderte umspannenden Familiengeschichte. Leider ist aus redaktionellen Gründen seitens ORF III nur ein kurzer Interview-Ausschnitt zu sehen, die Aussagen des Fürsten wurden aber im Drehbuch berücksichtigt.
Nach über einer Stunde unterhaltsamsten Geplauders – bei dem auch viel gelacht wurde – ging es zurück nach Wien. Dort öffneten nicht nur die prachtvollen Liechtenstein-Palais ihre Tore für das Kamerateam, auch enge Mitarbeiter der fürstlichen Sammlungen standen der Produktion unterstützend bei. Mag. Alexandra Hanzl, die stellvertretende Direktorin und Dr. Stögmann, Archivar des Hauses und wohl größter Experte zur Geschichte der Liechtenstein.